Tunnel bei Bockau
Umbau der ehemaligen Bahntrasse zwischen Aue und Wolfsgrün zum Radweg
Die Durchfahrung des ca. 294 m langen ehemaligen Eisenbahntunnels bei Bockau mit dem Fahrrad ist eine der Attraktionen auf dem am 3. Mai 2013 eröffneten Teilstück des Mulderadweges zwischen Aue und Wolfsgrün.
Gebaut wurde der Tunnel in den Jahren 1873-1875 im Zuge der Errichtung der Bahnlinie Chemnitz – Aue – Adorf. Dabei holte man sich mit der Firma Gebr. Piazza das nötige Expertenwissen für den Tunnelbau aus Italien. Einige der etwa 300 italienischen Gastarbeiter blieben in den Dörfern der Region und gründeten dort eigene Familien. So kommt es, dass man hier heute noch italienische Namen, wie z.B. Caldarelli oder Molin vorfindet.
Um zu einem späteren Zeitpunkt einen zweigleisigen Ausbau der Strecke zu ermöglichen, wurde der Tunnel mit einem entsprechend breiten Querschnitt realisiert. Allerdings wurde das zweite Gleis im Abschnitt Aue – Eibenstock niemals verlegt.
Mit dem Umbau der ehemaligen Bahntrasse zwischen Aue und Wolfsgrün zum Radweg zwischen 2010 und 2013, erfolgten auch die behutsame Instandsetzung sowie der Umbau des einstigen Eisenbahntunnels. Neben dem Entfernen der Gleisanlagen und dem Einbringen einer Asphaltdecke als Fahrbahn, galt es vor allem die großflächigen Rußablagerungen zu entfernen, die Mauerwerks- und Betonoberflächen instandzusetzen, sowie Entwässerungseinrichtungen und eine Beleuchtungsanlage zu installieren. Behutsam vor allem auch deshalb, weil der Tunnel Fledermäusen als Quartier dient. So wurden der einstige Abluftschacht erhalten, neue Spaltenquartiere eingebaut sowie Mauerwerksspalten belassen. Durch den Einbau von Bewegungsmeldern soll die Beleuchtungsdauer auf ein Minimum reduziert werden.
Kennzahlen und Fakten zum Tunnel:
- Lage: am km 56,2 der ehemaligen Bahnlinie Chemnitz – Aue – Adorf
- Baubeginn: 5. April 1873
- Durchbruch der Tunnelröhre: 10. März 1874
- Fertigstellung des Bauwerkes 1875
- Baukosten: 400.000 Reichsmark
- Länge: 294,20 m
- Lichte Weite: 7,80 m – 8,80 m
- Lichte Höhe: 5,50 m – 5,80 m
- mehrere Todesopfer durch Fehldetonationen von Sprengsätzen beim Tunnelbau
- einschaliges Gewölbe aus Naturstein
- in Teilbereichen 1971 Einbau einer Spritzbetonschale
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